Category
Wettbewerb
About This Project
Kirchgemeindehaus, Ins

Projektwettbewerb im offenen Verfahren

Datum

2016

Bauherrschaft

Kirchgemeinde Ins

ARGE

Lucia Gratz

Das neue Pfarreizentrum ersetzt einen Vorgängerbau aus den 1960er-Jahren, der zeitgleich mit der Kirche St. Maria als Pfarrhaus erstellt worden war. Am bestehenden Standort formuliert der Neubau nun ein Gemeinschaftshaus mit Büroeinheiten für die Verwaltung der Pfarrgemeinde. Der zweigeschossige Bau orientiert sich mit der Breitseite zum Fauggersweg, einer langen schmalen Strasse, die durch’s Dorf führt. In der Tiefe der Parzelle entsteht um ein Geschoss zum Strassenniveau erhöht, ein geschützter Vorplatz, der von der Kirche und dem Pfarreigebäude eingefasst ist. Auf gleichem Niveau ergänzen die zwei neuen Raumeinheiten für Anlässe, Unterricht und Saal, den prägnanten Kirchenraum. In einer ähnlichen geometrischen Klarheit formulieren sie zusammen eine Abfolge dreier Gemeinschaftsräume mit unterschiedlich inhaltlichem Nutzungsschwerpunkt.
Ziel des Projektvorschlages ist es, aus dem Kontext heraus ein Haus für die katholische Gemeinde zu entwickeln, das zeitgemässen Anforderungen gerecht wird und diese zum Ausdruck bringt. Es entsteht ein Mehrzweckgebäude, das nicht nur unterschiedliche Nutzungen unter einem Dach zusammenfasst, sondern Verbindungen herstellt.
Im oberen Geschoss, auf Kirchenniveau, sind die Räume so angeordnet, dass reibungslose Bewegungsabläufe im und um das Gebäude möglich sind. Die Wege führen durch das Haus hindurch, am Haus entlang und kommen auf dem zentralen Vorplatz zwischen Pfarreigebäude und Kirche zusammen. Die Haupterschliessung im Gebäude besteht aus dem Aufzug und einer zweiläufigen Treppe. Sie liegt peripher und markiert den östlichen Gebäudeabschluss. Der Treppenaufgang verbindet sich diagonal mit dem Foyer, das sich zwischen den beiden Gemeinschaftsräumen für Anlässe aufspannt. Mit einer Küchenausgabe im Rücken kann es bei Empfangsanlässen zentral bedient werden. Die einzelnen Räume können zu einem Raumkontinuum zusammengefasst werden, das in den Raumhöhen durch die inneren Dachformen von Saal und Unterrichtsraum variiert.
Mit den zeltartigen Dächern, die dem Kirchengebäude entlehnt sind, setzt sich die prägnante Silhouette im Neubau innen wie aussen sanft fort. Die beiden damit ausgezeichneten Räume wirken wie Pavillons, die mit einem aussen vorgelagerten Laubengang unkompliziert verbunden sind. Dieses neue Vordach reicht über die Sakristei an die Kirche und schützt den Durchgang zwischen Kirche und Pfarreigebäude.
Die Aussentreppe, die vom Stassenniveau kommt, wird in ihrem Prinzip aus der Bestandssituation heraus übernommen, doch in ihrer Länge auf die Gebäudebreite des Neubaus abgestimmt. Ebenso ist die Parkplatzeinteilung an die neu geschaffenen Zugänge angepasst und um 21 Veloabstellplätze ergänzt. Diese sind in einer Ausnehmung der Stützmauer westlich der Aussentreppe überdacht angeordnet.
Die Adresse des Pfarreizentrums befindet sich am Fauggersweg. Ein leichter Knick im oberen Teil der zweigeschossigen Fassade zeichnet den Strassenverlauf entlang des Hauses nach. Gleichzeitig markiert er den im Erdgeschoss zurückspringenden Eingang. Bewusst dezent formuliert, weist er auf die vorwiegende Büronutzung für die Gemeindeleitung auf dieser Ebene hin. Während es hier keine grossflächigen Öffnungen gibt, sind im oberen Geschoss Saal und Foyer grosszügig verglast und öffenbar.
Das neue Pfarreigebäude erzählt die Geschichte der noch jungen kirchlichen Anlage in Ins aus den 1960er-Jahren weiter, löst sie aus den traditionellen Bedürfnissen heraus und schafft zusätzliche Begegnungsräume. Die Kirche und das neue Haus werden über das einheitliche Material des Backsteins zusammengehalten. Ganz selbstverständlich greift der Neubau Motive des Kirchenbaus auf. Die einfache Backsteinfassade wird leicht abgewandelt mit einem kleineren Format und hell gebrannten Steinen weitergeführt. Das umlaufende Kranzgesims, das im Gegenüber der Kirche zum Vordach wird, ist bewusst tiefer gesetzt; bei aller Ähnlichkeit bleibt die Kirche so das dominierende Bauwerk des Ensembles.
Wie auch die Kirche ist das Gemeindehaus in Mischbauweise ausgeführt. Beide sprechen in ihrem Bild die gleiche Sprache von Robustheit und Beständigkeit. Der zweischalige Aussenwandaufbau des Neubaus ist nach zeitgemässen Energiestandards erstellt. Die Primärkonstruktion von Boden, Decken und Dächern ist homogen aus Ortbeton gegossen; Innewände und Ausfachungen sind in Backstein aufgemauert. Davor sitzt auf dem Dämmkern ein sorgfältig gefügtes, selbsttragendes Sichtbacksteinmauerwerk mit 12cm Stärke. Das Eternitdach der Kirche interpretierend, wächst auf den Zeltdächern des Gemeindhauses eine extensive Begrünung.
Das Gebäude wird nach oben hin grosszügiger, heller und durchlässiger. Mit grossformatigen, vertikal gegliederten Holz-Aluminium-Fenstern werden in den Räumen des Erdgeschosses raumhohe Öffungen geschaffen, die Ausblicke und direkte Übergänge zwischen Innen- und Aussenraum ermöglichen. Die Büroräume im Untergeschoss sind mit einer regelmässigen Befensterung rhythmisiert, die rückwärtigen Lager- und Archivbereiche bleiben ohne Tageslicht. Durch die gewählte Bauweise und Raumgliederung sind spätere Anpassungen der Räumlichkeiten möglich.